Montag, 15. Juni 2009

Samstag im Leben eines süchtigen Hartz 4 Singles [Rückblick]

Es war so etwa 12 Uhr als ich aus meinen Träumen erwachte.
Der Himmel war blau, die Vögel zwitscherten und die S Bahn donnerte an meinem Fenster vorbei.

Ich entschied liegen zu bleiben.
Mir Gedanken zu machen über die Welt.
Mal wieder Fernseh zu gucken.
Und wie immer im Internet zu surfen.

Heute stand also nicht viel auf dem Programm, bis auf die feste Aufgabe den Kuchen mit Schokoglasur und Smarties zu bedecken und zu Julias Geburtstag zu gehen.

Es sollte ein schöner Tag werden.

Nach ausfürlichen Gesprächen mit Herrn F. übers "Kaffee trinken" lehnte ich mich entspannt mit meinem Massagestab zurück und liess mich fallen.
Danach Kuchen, Malcom mittendrin, nochmehr Kuchen und Scrubs.

Während Scrubs begann der Spass.
Ich war seit etwa 4 Stunden wach, lag nackt im Bett und war voller Kuchen als mein allerbester Lieblingsfreund anfing mir wieder ... sagen wir "Lebenstips" über MSN zu geben.
Die Sache mit dem Mann meines Herzens wäre ja nur eine Blase.

BUMM!

Mein Kopf setzte aus. Das Herz stand still.
Ich wollte ihn beschimpfen. Ich wollte ihm genauso wehtun wie er mir in dem Moment.

Doch ich kehrte kurzzeitig zum Denken zurück und fragte geistesgegenwärtig: "Wie kommst du darauf?", um ihm die Möglichkeit zu geben mich vor einem emotionalen in einen rationalen Konflikt rutschen zu lassen.
Aaaaaaber Nein. Sowas würde ihm nicht im Traum einfallen und er antwortet nur : " Ist so."

BUUUUUUUMMMMMMM!

"Fick dich du dreckiger Scheiss Nichtskönner vor dem Herrn, du mieser kleiner Gefühllskrüppel du antiemotinaler Miesmacher, was weisst du denn schon von meinem Leben?!" - Dröhnt es in meinem Kopf.

Ich reisse mich wieder kurzzeitig zusammen und antworte mit einem kurzen : "Fick dich."
Danach fühlte ich mich erleichtert und ich war bereit meinen Unmut etwas Sachlicher dazustellen, doch in dem Moment in dem ich mein " Warum sagst du sowas? Das verletzt mich." abgeschickt habe lese ich folgende Mitteilung auf meinem Bildschirm:
"Wir sollten erstmal keinen Kontakt mehr haben."

Fassunglos schreibe ich soviel wie " Ok. Wie du willst.", starre an die Decke und mich beginnt die Wut zu packen.

Ich donnere hinterher: "Dann kannst du dir deine 3,50 [Anm. der Redaktion : Die ich für ihn überweisen wollte] wieder abholen nachdem du deinen Scheisstrip zu Ende gefahren hast!"

DAS hätte ich lassen sollen. Ich weiss. Aber in dem Moment wusste ich das nicht.
Einer von diesen emotionsgeladenen "LeckmichamArsch" Momenten die meinen Charakter prägen.

Naja, aufjedenfall brach ein Streit vom Zaun, der darin endete dass ich fast hyperventilierte vor lauter Heulen weil er praktisch die Freundschaft beendete.

Ich entschuldigte mich unter Tränen für alles. Recht hat er ja auch.
Rechtfertigungen folgen irgendwann.

Nachdem ich dann also merkte wie groß meine Verlustängste sind und mir klar wurde was für extreme Probleme ich mit Bindungen hatte, besonders weil ich praktisch nie ein echtes Gefühl von Zusammenhalt und Zugehörigkeit aufbauen konnte, ging ich erstmal in die Badewanne.

Danach war es besser. Viel besser. Ich bekam wieder Luft und auch zu Heulen hatte ich irgendwann aufgehört und mich mit ihm wieder vertragen.
Das war glaube ich der blödeste aber auch intensivste "Streit" den ich jemals mit ihm hatte.

Naja, danach rief ich dann meine Mutter an um mich abzulenken und ihr zu erzählen wie toll das doch mit dem buchen meines Fluges nach London im Juli funktioniert hatte und das ich auch schon im Gespräch mit einem Hostel wäre.
[Anm. der Redaktion: Sie hatte mir das Geld Freitag überwiesen - ist mein Geburtstagsgeld.]

Und was kommt dann: "Meinst du wirklich dass das eine gute Idee ist? Ich habe da nochmal drüber nachgedacht: Flieg mal lieber nicht. Das ist so schlecht geplant...", und nachdem mir dann auch noch (lautstark) bewusst wurde dass ich ja mein Kindergeld weiter beantragen muss, damit ich in London auch von was leben kann, kam der Weltberühmte Satz, der mich schon immer aus der Fassung gebracht hat, :" Ich habe da ein ganz schlechtes Gefühl bei."

BUMM BUMM BUMM.

Meine Stimme fing an zu zittern. Ich wurde unsicher.
Ich hatte grade erst letzte Woche mit der Psychologin drüber geredet dass meine Mutter eigentlich immer Recht hat.

Ich sagte dass ich es mir überlegen würde und legte auf.
Wie Ferngesteuert ging ich zum Computer, erzählte meinem frischgebackenen allerbestem Freund dass meine Mutter ein schlechtes Gefühl hat und suchte auf der Ryanair Seite nach Storno Möglichkeiten.

Nachdem ich herrausfand das es keine gibt bei der man das Geld wiedersieht war ich ein wenig erleichterter und rief meine Mutter wieder an um ihr eben dies mitzuteilen und hoffte natürlich dass ihre Meinung nun umschlagen würde.
Aber von wegen! Sie verstärkte praktisch da Ganze noch indem sie meinte ich solle dann halt auf das Geld verzichten.
Ich könnte ja im Herbst noch fahren.

Und dann bekam ich das Angebot noch 30 Euro für den Flug zu bekommen.
Naja, zum Glück musste ich so oder so los, zum Geburtstag. Viel zu spät kam ich eh schon.
Unterwegs verpasste ich natürlich noch meinen Bus und musste den längeren Weg nehmen.
Aber das machte den Kohl auch schon nichtmehr fett.

Ich freute mich zumindest ein bisschen auf den Geburtstag, auch wenn ich Angst vor den Leuten hatte. Ich wusste das ich sehr wenig kennen würde und noch weniger Ansatzweise gut.
Aber ich mochte Julia sehr und auch der Mann meines Herzens sollte anwesend sein.

Also setzte ich mich, bei ihr angekommen, instinktiv zu Andi, Julias Freund, den ich schon ein wenig kannte.
Der allerdings saß leider direkt neben den Alkohol Vorräten was meinem Suchtdruck nicht gerade zum Vorteil war. Auch die Ecke wurde später dann zu Raucherecke umfunktioniert, aber das störte mich dann zum Glück doch weniger als das es mich freute.
Naja, aufjedenfall saß ich dann da und hörte den Anderen beim Geschichten erzählen zu.

Ich muss erschreckend wenig gesprochen haben an diesem Abend, aber mir fiel einfach NICHTS positives ein und vollnöhlen wollte ich diese Menschen, die ich kaum kannte, nun doch wieder nicht.

Nach knapp einer Stunde traf ER dann also ein und mein Herz machte einen Sprung.
Unfähig mich zu bewegen (auch aus Angst dass ich etwas von dem Essen umwerfen würde welches doch recht eng platziert war, meiner Meinung nach) wartete ich, dass er zu mir kommen würde, was er zu guter letzt dann auch tat.
Und da kam wieder mein Kommunikationsproblem zum Vorschein.
Ich glaube ich habe den ganzen Abend nur drei Sätze mit ihm gewechselt und auch meine "Ich ziehe keine dicke Jacke an, damit er mich wärmen kann wenn mir kalt ist" - Theorie hat leider nicht so ganz geklappt.
Dafür bekam ich Ullis Jacke.

Ich sah meine Chance in der U Bahn Fahrt!
Leider hatte ich vergessen dass Andi nur eine Station vor uns aussteigen muss und auch so kaum ein Moment für die "Zweisamkeit" war.
Naja, aber ich hätte so oder so nichts zu erzählen gehabt...
Und noch während ich überlegte wie und ob ich ihn fragen sollte ob er nicht noch mit zu mir kommen wollte fuhr sein Bus an uns vorbei und er hechtete hinterher.

Ich. War. Enttäuscht.

Ich schrieb noch schnell eine SMS darüber wie Schade ich das fand und wanderte dann nach Hause. Unterwegs erfuhr ich zwar das er dachte ich würde den Bus auch nehmen, aber ich erkenne nicht dass er es auch schade fand dass ich es nicht tat.
Auf meine Antwort, dass ich ihn gern genommen hätte, aber nicht um zu mir zu fahren bekam ich leider keine Antwort.

So endete mein Samstag um 3 Uhr morgens allein vor meinem Computer, vor dem ich dann auch noch drei weitere Stunden saß um mir ein Hostel zu buchen, welches günstiger war.
Ich beschloss nämlich doch zu fahren!

TSCHAKA!

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